Impulse

Impuls zum Gebet der Ritter Unserer Lieben Frau

Das vorliegende Referat wurde vom Beauftragten des Meisters für Deutschland und Österreich anlässlich des Kapitels im September 2020 gehalten. Es wird hier in Auszügen dokumentiert.

 

 

Liebe Brüder und Schwestern der MSM,

liebe Freunde unseres Ordens!

 

„Wenn ihr wüßtet, was es heißt, katholisch zu sein, ihr würdet jubeln und weinen vor Freude. Ihr würdet an der Esse eures Herzens mit frohem Hammerschlag stahlharte Paulusschwerter schmieden zum Streit mit Welt und Teufel. Ihr würdet aufrecht und gerade dastehen im Sturm und Beben und euch nicht ohnmächtig an alle stürzenden Ruinen lehnen. – Jeder Katholik hat das Recht und die Pflicht, ein geistiger Brandstifter zu sein. Er muß wie Christus Feuer auf die Erde bringen und wollen, daß es brenne.“

 

Ich habe lange überlegt, welche Worte ich an den Anfang meines Vortrages stellen soll. Entschieden habe ich mich für Worte des schweizer Priesters Robert Mäder (1875 – 1945), weil sie gut geeignet sind, uns daran zu erinnern, was unsere Aufgabe als Mitglieder eines katholischen Ritterordens ist: Nämlich uns täglich mit Freude zum Kampf zu rüsten – ungeachtet unserer eigenen Schwäche und der uns umgebenden Ruinen in Gesellschaft, Kirche und Politik.

 

Diese Freude im Kampf ist aber nicht selbstverständlich. Wir müssen täglich darum ringen, damit wir sie in den Sorgen unseres Alltags nicht verlieren.

 

Bevor Krieger einer weltlichen Armee in die Schlacht ziehen, huldigen sie ihren Feldherrn und dieser spricht seinen Kämpfern Mut zu, um dann mit gezücktem Schwert an vorderster Front in den Kampf zu reiten. So müssen auch wir als Mitglieder des „Heeres der Gottesstreiter“[i] zu Beginn jeden Tages und vor jeder größeren Herausforderung unsere Zuflucht zur heiligen Jungfrau Maria, der Königin und Herrin unseres Ordens, nehmen.

 

Täuschen wir uns nicht: Viele Armeen wurden besiegt, weil die Krieger nicht genügend Liebe und Vertrauen zu ihrem Feldherrn hatten! Deshalb schauten sie mehr auf ihren eigenen Vorteil und auf ihre eigenen Wunden, anstatt das große Ziel der Schlacht im Auge zu behalten. Ihr Ziel war nun nicht mehr die Suche nach dem „Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit“, sondern die Frage: „Was wollen wir essen? Was wollen wir trinken?“[ii].

 

Damit wir die Prioritäten in unserem Leben richtig setzen, möchte ich deshalb im Folgenden einige Impulse zum „Gebet der Ritter Unserer Lieben Frau“ geben, welches im Anhang jeder Ordensregel abgedruckt ist.

 

Dieses Gebet beginnt mit folgenden Zeilen:

 

„Du siehst uns hier zu deinen Füßen, o Maria, unsere Frau und Gebieterin! Im Lichte deiner jungfräulichen Gnade kommen wir, um neue Kraft für den Kampf zu schöpfen.“

 

Die Sendung eines jeden Ritters und in Abstufungen auch die eines jeden anderen Mitglieds unseres Ordens besteht darin, im Rahmen der eigenen Kräfte zu versuchen, die falsche Ordnung des Teufels in dieser Welt zu zerschlagen und am Aufbau einer menschlichen Gesellschaft mitzuwirken, welche dem Königtum Christi unterstellt ist[iii]. Dies ist eine nach menschlichen Ermessen unlösbare Aufgabe, denn „unser Kampf gilt ja nicht Fleisch und Blut, sondern (…) den bösen Geistern“[iv]. Deshalb wäre es wenig zielführend, in diesem Kampf auf unsere eigenen Kräfte zu vertrauen. Lorenzo Scupoli schreibt in seinem Geistlichen Kampf: „In diesem geistlichen Kampfe ist dir das Mißtrauen gegen dich selbst so notwendig, daß du ohne dasselbe (…) nicht nur den erwünschten Sieg nicht zu erringen, sondern auch nicht einmal die geringste deiner Leidenschaften zu überwinden imstande bist.“[v] Und der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort schreibt in seiner Schrift Das Geheimnis Mariä: „Bevor man etwas unternimmt, soll man sich selbst und seinen Absichten entsagen, sich geradezu vor Gott vernichten und für ganz unfähig halten, etwas Gutes und Heilsames zu tun. Sodann soll man sich an die allerseligste Jungfrau wenden, um sich mit ihr und ihren, wenn auch unbekannten Absichten zu vereinigen“[vi]. Deshalb begeben wir uns als Mitglieder des Ordens der Gottesmutter vor jedem Kampf zuerst auf die Knie und flehen den Beistand der heiligsten Jungfrau Maria auf uns herab, welche die Gebieterin unseres Ordens ist[vii].

 

Wir kommen zu unserer Mutter „im Lichte [Ihrer] jungfräulichen Gnade“, wie es im Gebet heißt. Was hat es mit diesem Licht auf sich? Gestatten Sie mir, an dieser Stelle eine mögliche Deutung zu geben: In seiner Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria wirft der hl. Grignion de Montfort einen prophetischen Blick in die Endzeit. Er berichtet von heiligmäßigen Seelen, welche speziell für diese letzte Zeit herangebildet werden: „Diese großen Seelen, voll Gnade und Eifer, sollen sich den Feinden Gottes entgegenstellen (…). Sie werden in ganz besonderer Weise der allerseligsten Jungfrau ergeben sein, durchstrahlt von ihrem Lichte, genährt von ihrer Milch, geführt von ihrem Geiste, gestützt auf ihren Arm und geborgen unter ihrem Schutzmantel.“[viii] Angewendet auf uns selbst, bedeutet das: Haben wir keine Angst, zur heiligen Jungfrau zu kommen! Bevor wir einen Schritt getan haben, ist Maria uns bereits mit Ihrem Lichte, Ihrer Nahrung und Ihrem Schutz entgegengekommen.

 

Um im Alltag unser oberstes Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, ist es notwendig, daß wir uns unseren Auftrag täglich vor Augen führen. Deshalb beten wir:

 

O getreue Jungfrau, wir erhielten den schwierigen und gefahrvollen Auftrag, hienieden die Grenzen des Reiches Gottes zu erweitern; wir haben geschworen, für den Triumph des Christkönigs, Deines Sohnes, zu kämpfen. Bewahre uns Maria, unsere Herrin, vor dem Meineid!

 

Unser geistliches Leben ist ganz der Gottesmutter geweiht. Sie wacht über die Treue der Ritter zu Christus und Seiner Kirche. Deshalb auch die Bitte an Sie, uns vor der Treulosigkeit und der Resignation zu bewahren![ix] Die flehentliche Bitte um die Gnade der Treue ist essentiell, um von den Versuchungen des Alltags nicht überwunden zu werden! Machen wir uns bewußt, daß jeder Mensch desto größeren Anfeindungen von Welt und Teufel ausgesetzt ist, je enger er sich an Maria bindet. Warum dies zwangsläufig so sein muss, lesen wir im 12. Kapitel der Offenbarung des hl. Johannes: „Als der Drache sich auf die Erde hinabgestürzt sah, verfolgte er die Frau, die den Knaben geboren hatte. (…) [Er] geriet in Zorn über die Frau und ging hin, um Krieg zu führen mit ihren übrigen Kindern, die Gottes Gebote beobachten und am Zeugnis Jesu festhalten.“[x] Jeder, der in den Ritterorden Unserer Lieben Frau eingetreten ist, muß sich also bewußt sein, daß er das Kreuz gewählt hat[xi]. Dieser unserer Königin geben wir uns – in Anbetracht unserer Schwachheiten und des uns bevorstehenden Kampfes – nunmehr ganz hin und bitten Sie, uns den Weg zum Sieg zu zeigen. Wir beten:

 

O Königin voll stiller Majestät, erwirke uns die Gnade, demütig wie Kinder und großmütig wie Helden zu werden. Möge niemals Hochmut und Stolz dem Wirken göttlicher Gnade hinderlich sein, Furcht und Zagen unser geistliches Wohl gefährden oder in Frage stellen.

 

Die Majestät der Gottesmutter, gleichsam der „Wahlspruch“ Ihrer Herrschaft kann in dem einen Satz zusammengefasst werden, welcher am Beginn der Heilsgeschichte steht: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort.“[xii] Das Leben der Gottesmutter weist uns auf Ihren Sohn Jesus hin, der von sich selbst sagt: „So ist der Menschensohn (…) nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen (…).“[xiii]

 

Um also Maria – und durch Sie Jesus – ähnlich zu werden, müssen wir zuerst demütig werden. Unsere Ordensregel sagt hierzu: „Die Ritterschaft ist keineswegs eine Sache eitler Ehrungen, kein Vorwand zur Eitelkeit, noch ein Anrecht auf Ansehen in der Welt. Die Ritter sollen nur an ihre Ämter denken und an die Pflichten, die ihnen durch ihren Stand auferlegt werden. (…) (S)ie [sollen] wohl beachten, daß der Ritter der Diener aller ist, ganz besonders der Schwachen – und daß die Demut einer seiner Haupttugenden ist.“[xiv] Erst der Mann, welcher nicht auf sich selbst schaut, sondern auf seine Aufgabe, ist fähig zum Dienen und damit zum Gehorsam. Hierzu sagt die Regel: „Dieser Gehorsam ist aber nur dann Gott wohlgefällig (…) und den Menschen angenehm, wenn der Auftrag nicht zaghaft, nicht lässig, nicht lau, nicht mit Murren oder sogar mit offener Widerrede ausgeführt wird.“[xv]

 

Unsere Gegner sind zahlreich, wie uns der folgende Absatz unseres Gebetes von Augen führt:

 

O unbefleckte Jungfrau Maria, die Welt ist weit entfernt von Wahrheit und Frieden! Der Fürst dieser Welt hat überall den Haß und die Gewalt, die Lüge und Sittenlosigkeit verbreitet. Gerechtigkeit und Ehre werden verhöhnt, der Name Gottes wird gelästert, die heilige Kirche deines Sohnes aufs schwerste geprüft.

 

Wir leben in einer Zeit, in welcher die Menschen das für wahr halten, was sie in den offiziellen Medien hören. Es scheint keinen Platz mehr zu gegeben für absolute Wahrheiten wie z.B. die Unverfügbarkeit des Lebens von der Geburt bis zum Tod oder das Recht eines jeden Volkes auf souveräne Selbstbestimmung. Was zählt sind wechselnde Meinungen, das Recht des Stärkeren und die Sittenlosigkeit, welche mit der Gender-Ideologie bereits in unsere Kindergärten Einzug gehalten hat. Ein ernstzunehmender Widerstand ist von Seiten der katholischen Amtskirche größtenteils nicht zu erwarten. Vielmehr versteckt man sich nach weltlicher Manier hinter „Konferenzen“ (Bischofskonferenz) und „Räten“ (Pfarrgemeinderäte), wo die Wahrheit längst nicht mehr mehrheitsfähig ist.

 

Trotz dieser Situation wollen wir nicht verzagen, sondern zur Mutter beten:

 

Angesichts der anstürmenden Mächte der Finsternis sende uns, so bitten wir Dich, den heiligen Erzengel Michael mit seinen zahllosen und glorreichen himmlischen Heerscharen zu Hilfe. Sie mögen ihr strahlendes Licht und die Feuerglut ihrer Liebe unter uns verbreiten. Gib, daß wir mit Deiner und ihrer Hilfe ein starkes Herz bewahren, ein sicheres Urteil, unwandelbare Entschlossenheit, sogar Liebe für unsere Feinde. Mache uns würdig, für Gott allein, ohne dabei den Gesetzen der Ehre zu widersprechen, zu kämpfen.

 

Neben der Mutter Gottes eilt uns in unserem Kampf auch der hl. Erzengel Michael zu Hilfe. Ihn verehren wir als den Hochmeister unseres Ordens! Wie er am Anfang der Heilsgeschichte die himmlischen Heerscharen in den Kampf gegen Satan geführt hat, so ist er hier auf Erden der Anführer der „Kinder des himmlischen Jerusalem[xvi]“, welche er im Kampf mit den höllischen Mächten unterstützt. „(…) (E)s steht den Rittern Unserer Lieben Frau in besonderer Weise zu, in der ständigen Gegenwart der hl. Engel zu leben. Sie sollen stets zu ihnen Zuflucht nehmen im Gebet und im Kampfe (…). (…) [Die Engel] haben nicht gezögert, ihre Kränze vor den Füßen des Christkönigs niederzulegen. Sie sind aus Liebe zu Ihm und seiner heiligsten Mutter Mithelfer an unserem Heil – und unsere Mitknechte.“[xvii] Ihre Fürsprache bewirke, daß wir mit der richtigen Einstellung kämpfen: „(…) (D)en Teufel und das Böse hassen, gegen die Sünder jedoch immer milde bleiben. Über alles (…) den Frieden suchen, jedoch nicht zögern, den Feinden Christi den Kampf ohne Rücksicht und Pardon anzusagen.“[xviii] „Im sichtbaren Gegner ist stets der unsichtbare Feind zu verfolgen. Dieser kann jedoch nur durch Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe überwunden werden.“[xix]

 

Der folgende Absatz des Gebetes skizziert einige Grundzüge einer christlichen Gesellschaftsordnung:

 

Die göttliche Barmherzigkeit möge bewirken, daß die Gewalt stets dem Recht diene. Der Reiche dem Armen, der Mächtige dem Schwachen und Enterbten dieser Erde.

Mögen die Menschen das Geld gering achten – und die heilige Armut hochschätzen lernen.

Daß man vor allem dem Hergott zuerst dient und daß Sein Reich gesucht wird – und so die versprochene Fülle des Heiles uns zuteil wird.

 

Unser Ziel muss es also sein, alle Bereiche des Lebens (Natur, Familie, Arbeit, Kunst, Wissenschaft und Politik) „wieder für das Göttliche transparent und zu Trägern der Gnade zu machen.“[xx] Wir brauchen Politiker, welche die ihnen übertragene Gewalt dazu nutzen, um für das Wohl der Völker zu arbeiten, anstatt das Recht zu beugen, um eine Diktatur der Willkür und der wechselnden Mehrheiten zu etablieren. Wir brauchen eine Gesellschaft, in welcher wieder Gott angebetet wird und nicht das Geld und der Hedonismus. Wir brauchen aber vor allem eine Umkehr unserer eigenen Herzen. Wir selbst müssen uns täglich fragen, ob wir bei allem, was wir tun, die Ehre Gottes oder unseren eigenen Profit suchen? Mit Paulus müssen wir uns vielleicht oft eingestehen: „Der Wille zum Guten ist zwar da, aber es fehlt am Vollbringen“[xxi]. Erinnern wir uns in solchen Momenten, daß wir keine Angst vor der Umkehr zu haben brauchen, denn wir haben „den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen ‚Abba Vater‘“[xxii].

 

(...)

 

 

[i] Regel, Prolog, Abs. 4

 

[ii] vgl. Lk 12, 22-31

 

[iii] Regel, Prolog, Abs. 4

 

[iv] vgl. Eph. 6,12

 

[v] Lorenzo Scupoli: Der geistliche Kampf, Rex Regum (2002), S. 28

 

[vi] Ludwig Maria Grignion von Montfort: Das goldene Buch, Lins-Verlag (1987), S. 241

 

[vii] Regel, Kap. 1, Abs. 3

 

[viii] Ludwig Maria Grignion von Montfort: Das goldene Buch, Lins-Verlag (1987), S. 30

 

[ix] Regel, Kap. 4, Abs. 2

 

[x] Die Bibel, Off., 12,13; 17

 

[xi] Regel, Kap. 4, Abs. 1

 

[xii] Die Bibel, Lk 1, 38

 

[xiii] Die Bibel, Mt 20, 28

 

[xiv] Regel, Kap. 3, Abs. 11

 

[xv] Regel, Kap 5, Abs. 4

 

[xvi] Regel, Prolog, Abs. 2

 

[xvii] Regel, Kap. 13, Abs. 2

 

[xviii] Regel, Kap. 3, Abs. 10

 

[xix] Regel, Kap. 18, Abs. 3

 

[xx] Regel, Prolog, Abs. 8

 

[xxi] Die Bibel, Röm 7, 18

 

[xxii] Die Bibel, Röm 8,15

 

Impuls zum Hochfest des hl. Erzengels Michael

 

 

Liebe Brüder und Schwestern,

 

am 29. September feiert die heilige Mutter Kirche das Fest des hl. Erzengels Michael, Patron der katholischen Kirche und der Deutschen. Er ist der Hochmeister unseres Ritterordens, weshalb wir diesen Tag im Orden als Fest erster Klasse feiern.

 

Im 12. Kapitel der Offenbarung des hl. Apostels Johannes lesen wir, wie ein Drache (Satan) eine Frau (Sinnbild für die Gottesmutter Maria, aber auch für die Kirche) bedroht und ihr Kind zu verschlingen droht, sobald sie dieses geboren hat. Furchtlos sagt der hl. Erzengel Michel mit seinen himmlischen Heerscharen Satan den Kampf an und besiegt ihn.

 

Michael gehört zusammen mit Gabriel und Raphael zu den Erzengeln, den mächtigsten von Gott geschaffenen Geistern im Himmelreich. Er bildete sich jedoch auf seine Fähigkeiten und seine Herrlichkeit nichts ein, sondern bekannte in jedem Augenblick, dass alles, was er empfangen hatte, von Gott stammte. Sein Wahlspruch „Wer ist wie Gott?“ ist jedoch nicht nur ein Akt der Anerkennung der Autorität Gottes, sondern auch ein Akt der Vertrauens. Bitten wir den hl. Erzengel Michael um ein tiefes Vertrauen in die Allmacht Gottes, dass wir den kleinen und großen Prüfungen unseres Alltags ein mutiges „Wer ist wie Gott?“ entgegen schleudern können!

 

Michael ist treu. Er tut, was getan werden muss und läßt sich von Luzifer und seinem Anhang nicht einschüchtern. Tun auch wir, was unsere Standes- und Ordenspflichten fordern! Geben wir der Resignation keinen Raum in unseren Gedanken!

 

Beten wir mit Eifer jeden Dienstag den Rosenkranz zum hl. Erzengel Michael, wie es Kapitel XIII unserer Regel festlegt! Besinnen wir uns neu unseres Privilegs als Ordensmitglieder, jeden Tag in der Gegenwart der heiligen Engel leben zu dürfen! Sie sind unsere Mitknechte im Kampf.

 

Gemäß dem Wunsch unseres Meisters soll jedes Ordensmitglied am Dienstag ein besonderes Gebet oder eine Aktion zu Ehren des hl. Erzengels Michael verrichten.

 

Maria siegt!

 

Br. Peter Böhm

 

Beauftragter des Meisters für das Priorat P. Pio
Ecce ego quia vocasti me (1. Sam. 3,6)

Münster, 23. Juni 2020, Vigil vom Hochfest der Geburt des hl. Johannes des Täufers


Gedanken zum Hochfest des hl. Johannes des Täufers (24. Juni)

 

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Freunde des Ordens!

 

Morgen feiern wir das Hochfest der Geburt des hl. Johannes des Täufers, des Patrons der Ritterorden. Dieses Fest gehört zu den fünf Festen erster Klasse der MILITIA SANCTAE MARIAE.

 

Der hl. Johannes war der Vorläufer, welcher vom Himmel gesandt war, Jesus Christus den Weg zu bereiten. Er mahnte das Volk zur Umkehr, zur Besinnung über das Wesentliche. Und er tat dies ohne Rücksicht auf die Meinung der politischen und religiösen Elite seiner Zeit. Dass er damit in Konflikt mit denjenigen geraten würde, welche Jesus nicht kompromisslos nachfolgen wollten, nahm er hin.

 

Johannes ordnete alles seiner Aufgabe unter. Auf materielle Dinge (Nahrung, Kleidung) legte er keinen besonderen Wert, sondern bediente sich ihrer nur insofern, als sie ihm zum Erreichen seines höheren Zieles dienlich waren.

 

Wir Mitglieder eines Ritterordens wollen den Festtag unseres Patrons nutzen, um über unsere eigene Berufung nachzudenken:

 

Unsere Sendung besteht darin „die Grenzen des Gottesreiches zu erweitern“ (Regel, Prolog, Abs. 4). Hierzu müssen wir durch unser Leben auf Jesus hinweisen – mehr durch unser Tun als durch Worte. Der hl. Johannes war „anders“ als die Menschen seiner Zeit. Das bewog die Massen, auf ihn zuzugehen und sein Tun zu hinterfragen. Auch wir müssen „anders“ sein: Unser Familienleben, unsere berufliche Tätigkeit und unser Gebet sollte nicht nur aus oberflächlichen „Ritualen“ bestehen. Versuchen wir immer wieder, mit der Gnade Gottes mitzuwirken und christliche Eheleute, christliche Eltern, christliche Arbeiter und mit dem Herzen Betende zu werden!

 

Unser Orden ist berufen, die katholische Kirche unerschrocken zu verteidigen (Regel, Kap I, Abs. 4, II). Diesen Mut zur Tapferkeit im Bekennen der Wahrheit bis zum Äußersten wollen wir morgen in der heiligen Messe erbitten! Wenn wir beginnen, die Wege eines hl. Johannes des Täufers zu gehen, dürfen wir sicher sein, nicht nur von den Nachfahren eines Fürsten Herodes, sondern auch von den Nachfahren der Pharisäer bekämpft zu werden. Angesichts unserer Schwachheit möchten wir manchmal verzagen. Nein, das dürfen wir nicht tun! Besinnen wir uns mit festem Vertrauen auf die Worte unserer Ordensregel:

 

„An den christlichen Ritter sind vor allem die Worte des Herrn gerichtet: ‚Es genügt dir meine Gnade, denn die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung‘.“  (Prolog, Abs. 7)

 

Maria siegt!

 

Br. Peter Böhm

 

Beauftragter des Meisters für das Priorat P. Pio
Ecce ego quia vocasti me (1. Sam. 3,6)

Münster, 30. Mai 2020, Vigil von Pfingsten

 

Gedanken zum Hochheiligen Pfingstfest 2020

 

 

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Freunde des Ordens!

 

Morgen feiern wir das hochheilige Pfingstfest und gedenken der Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel, welche zusammen mit der Gottesmutter im Abendmahlsaal im Gebet ausharrten (Apg. 1, 12-14) – hinter verschlossenen Türen aus Angst vor der Verfolgung durch die Juden. Jesus selbst gebot den Aposteln, Jerusalem nach Seiner Himmelfahrt nicht zu verlassen, sondern „die Verheißung des Vaters“ (Apg. 1, 4) abzuwarten.

 

Der Heilige Geist ist die dritte göttliche Person, die - wie Katholiken im Großen Glaubensbekenntnis beten – „vom Vater und vom Sohne ausgeht“ und zugleich mit ihnen „angebetet und verherrlicht“ wird. Im Gegensatz zum Vater und zum Sohn tun sich viele Christen schwer, sich den Heiligen Geist als tatsächliche Person vorzustellen. In der christlichen Kunst wird er in der Gestalt einer weißen Taube dargestellt. Wenn wir uns die Eigenschaften des Heiligen Geistes in Erinnerung rufen, erkennen wir jedoch, dass dieser nicht etwas Abstraktes ist, sondern wie ein guter Freund und Wegbegleiter in den konkreten Herausforderungen unseres Alltags.

 

In der Pfingstsequenz, welche während der kommenden acht Tage in der heiligen Messe gebetet wird, wird der Heilige Geist als Jemand vorgestellt, welcher „Licht und Ruh‘“ in unsere Herzen bringt, wenn wir nicht wissen, wie wir in einer konkreten Situation richtig handeln sollen. In den Einschränkungen, welche wir durch die Corona-Pandemie oft erleiden, ist Er unser „Tröster in Verlassenheit“. Dieser Trost komme besonders über die Kranken und unsere Alten, welche in den Pflegeheimen auf unseren Besuch warten!

 

Wenn wir von unseren täglichen Aufgaben niedergedrückt werden, dürfen wir zu Ihm voller Vertrauen flehen: „In Ermüdung schenke Ruh‘, (…) tröste den, der trostlos weint!“. Wenn wir auf unsere eigenen schwachen Kräfte bauen, machen wir oft die Erfahrung, dass unsere Mühe vergebens ist; bauen wir fest auf das „Licht der Seligkeit“, welches nur auf unser Gebet wartet, um unsere Herzen zu bereiten und in unsere Seelen einzudringen!

 

Wir Mitglieder der MILITIA SANCTAE MARIAE wurden von Gott zu einer Lebensform berufen, welche eine „restlose Hingabe an den Herrn“ erfordert (Prolog der Ordensregel, Abs. 1). Um ein würdiges Werkzeug in Seiner Hand zu werden, muss jedes Mitglied jedoch zuerst den Sieg über sich selbst erringen „durch eine wahrhafte Bekehrung; sein erstes Ziel muss die Eroberung seiner selbst sein. Dann aber erst kann (es) sich unmittelbar den sichtbaren Feinden der Kirche und der Christenheit entgegenwerfen mit der Gewissheit des Sieges“ (Ordensregel, Kapitel 3, Abs. 3). Wir haben uns um die Gottesmutter – die Braut des Heiligen Geistes – geschart und möchten mit der ganzen Kirche bitten: „Heile, was verwundet ist; tränke, was da dürre steht! (…) (W)ärme, was erkaltet ist, (…). Heil’ger Geist, wir bitten Dich, gib uns allen gnädiglich Deiner sieben Gaben Kraft! Gib Verdienst in dieser Zeit und dereinst die Seligkeit nach vollbrachter Wanderschaft!“

 

Lassen wir uns in den kommenden Tagen vom Heiligen Geist durchdringen! Weisen wir jede Verzagtheit und Mutlosigkeit zurück, welche angesichts der Umwälzungen in Politik und Kirche vielleicht in unseren Seelen aufkeimen könnte! Lassen wir unsere Herzen zu einem Tempel des Heiligen Geistes werden, damit wir angesichts des Ansturms der teuflischen Mächte wie eine Festung dastehen! (vgl. Prolog der Ordensregel, Kapitel 6).

 

Lasset und beten:

Gott, der Du die Herzen der Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes belehrt hast, lass uns in demselben Geist das, was recht ist, erkennen und Seines Trostes uns allezeit erfreuen, durch Christus, unseren Herrn Amen.

 

Gesegnete Pfingsten! Maria siegt!

 
Br. Peter Böhm

 

Beauftragter des Meisters für das Priorat P. Pio
Ecce ego quia vocasti me (1. Sam. 3,6)

Botschaft zur Fastenzeit
Priorat Hl. Ludwig (Frankreich)

(Auszüge)

 

Morgen am Donnerstag, 19. März, feiern wir das Fest des heiligen Josef, des Schutzpatrons der Familien, Familienväter, Handwerker, Arbeiter, Reisenden und Verbannten, Totengräbern, Sterbenden und für einen "Guten Tod".

 

Gleichzeitig feiern wir die Mitte der Fastenzeit, ein Datum, das die Hälfte der Zeit dieser "Höhepunkte der Bußpraxis der Kirche" markiert. "Mögen Ihre Diener sich in Buße reinigen und sich dafür einsetzen, das Gute zu tun ...", sagt uns das Eröffnungsgebet der Messe.

 

Ja, wir können uns während dieser „einschneidenden“ Fastenzeit für andere durch Buße reinigen und sehen unter diesen außergewöhnlichen Umständen eine Gelegenheit, unseren Glauben und unsere Berufung zu vertiefen.

 

"Eingeschränkt" zu Hause, zumindest für die Mehrheit von uns, denken wir an das Gesundheitspersonal, an die Ordnungskräfte, an die Fahrer der LKW’s mit fehlenden Waren, an diejenigen, die aus ihrem Urlaub, ihrer Ausbildung, ihrem Ruhestand zurückgerufen wurden... .

 

Wir beten für das Ende der Epidemie, die Heilung der Kranken und um die Rettung der Seelen derer, die daran sterben. Lassen Sie uns für unser Land beten, während wir an alle Umwälzungen in den sozialen, wirtschaftlichen oder politischen Bereichen denken, die sicher folgen werden.

 

Nutzen wir die Zeit dafür, die Ordensregel besser einzuhalten.

 

Eine Novene für den heiligen Josef mit Mgr. Rey, Bischof von Fréjus-Toulon, endet auf YouTube. Auf die gleiche Weise lehren uns die Missionare der Barmherzigkeit, wie wir muslimischen Zuhörern unsere Religion erklären können.

 

Der Vatikan, wie viele andere Pfarreien auch, bieten eine Live-Übertragung von Gottesdiensten an.

 

Lasst uns in Hoffnung bleiben, lasst uns nicht auf die Propheten des Untergangs hören, lasset uns wachen und beten, lasset uns vereint sein und diese Prüfung in Gemeinschaft miteinander durchstehen.

 

(…)

 

"Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?"(Ps. 26)

 

Br. Jacques Pellabeuf

Prior von Frankreich

 

(Übersetzung aus dem Französischen: Peter Böhm)

 

MSM-Kapitel 21.-23. Juni 2019

Franziskushaus Altötting

 

Kommentar zu Kapitel XVI „Vom Familienleben der Ritter“

 

Verfasser: Dr. Martin Huber

 

 

Anmerkung: Der Vortragsstil wurde bewußt beibehalten.

 

Liebe Freunde

 

Schon vor vier Jahren stand das Kapitel „Vom Familienleben der Ritter“ hier an diesem Ort auf der Themenliste. Wir haben damals gesagt, dass die Ehe/Familie heute einem nie dagewesenen Angriff ausgesetzt ist. An diesem Zustand hat sich leider nichts geändert, der Satz gilt auch heute noch, nur mit dem Unterschied, dass das Zerstörungspotential der Angriffe noch zugenommen hat. Wie sagte doch Sr. Lucia von Fatima: „Der letzte Kampf zwischen dem Herrn und der Herrschaft des Satans wird sich um Ehe und Familie drehen.“

 

In Absatz 3 der Regel haben wir gehört, dass die Brüder darüber zu wachen haben, dass ihr Haus nicht durch Eindringen weltlichen Getriebes entweiht wird, denn es ist ein Heiligtum, das nicht beschmutzt werden darf. Dabei darf das Haus nicht auf die je eigene Adresse beschränkt gesehen werden. Die Familie wird nämlich die ihr von Gott aufgetragene Sendung nur dann erfüllen können, wenn sie sich nicht nur als ihr eigenes „häusliches Heiligtum“ erweist, sondern wenn sich auch in die Kirche ihrer Umgebung einbringt (vgl. 2. Vat. Konzil, Dekret über das Laienapostolat 119).

 

 

Woher/von wem kommen die Angriffe und welche sind es?

 

Das Beklemmendste und Traurigste für einen Katholiken ist wohl feststellen zu müssen, dass die Angriffe gerade auch aus der Kirche bzw. von deren mehr oder weniger hohen und höchsten Repräsentanten kommen, sei es durch direkte Förderung und Unterstützung oder Gutheißung antikatholischer, um nicht zu sagen antichristlicher Positionen oder durch unterlassene Hilfe, ja mitunter schroffer Zurückweisung der Gläubigen, oder durch eine intentionale Personalpolitik.

 

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit möchte ich nennen:

 

1. Verwässerung/Unterminierung bzw. Änderung der katholischen Ehelehre

 

2. Genderideologie

 

3. (Homo-) Sexualisierung der Gesellschaft

 

4. Förderung der Homohäresie

 

Zu Punkt 1 / Verwässerung bzw. Änderung der katholischen Ehelehre

 

Das Stichwort liefert hier Amoris laetitia. Schon auf Grund der unterschiedlichen Interpretationen zu diesem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus liegt es klar auf der Hand, dass hier eine „objektive Unklarheit gegeben ist, wie der für die Familien zuständig gewesene Carlo Kardinal Caffara festhält. Und wer behauptet, dass sich durch „Amoris laetitia“ nichts geändert hat, muss sich von ihm entgegenhalten lassen: Nur Blinde können leugnen, dass in der Kirche durch Amoris laetitia die größte Verwirrung herrscht".

 

Oder meint jemand der geistlosen Behauptung folgen zu können, die Lehre sei ohnehin gleichgeblieben, nur die Praxis habe sich geändert, also Lehre und Praxis ließen sich auseinanderdividieren, dem sei folgendes entgegengehalten:

 

Aber es ist die eine Kirche, die zugleich Lehrerin und Mutter ist. Deswegen hört die Kirche niemals auf, aufzurufen und zu ermutigen, die eventuellen ehelichen Schwierigkeiten zu lösen, ohne je die Wahrheit zu verfälschen oder zu beeinträchtigen...

 

Darum muss die konkrete pastorale Führung der Kirche stets mit ihrer Lehre verbunden sein und darf niemals von ihr getrennt werden. Ich wiederhole deshalb mit derselben Überzeugung die Worte meines Vorgängers: "In keinem Punkte Abstriche an der Heilslehre Christi zu machen, ist hohe Form seelsorglicher Liebe" (Familiaris consortio 33; Humanae vitae, 29). Im Übrigen ist die Trennung von Glaubenslehre und -praxis eine alte gnostische Irrlehre, wonach das Erkennen der Wahrheit für das Heil genügt, während es auf das Tun nicht ankommt.

 

Oder wer es mit Kardinal Schönborn und dem Gesetz der Gradualität hält, dem kann entgegengehalten werden: "Daher kann das sogenannte ‚Gesetz der Gradualität‘ oder des stufenweisen Weges nicht mit einer ‚Gradualität des Gesetzes‘ selbst gleichgesetzt werden, als ob es verschiedene Grade und Arten von Gebot im göttlichen Gesetz gäbe, je nach Menschen und Situationen verschieden.“ (Familiaris consortio 34)

 

Um das Ganze nicht zu sehr in die Länge zu ziehen, kommen wir zum eigentlichen Punkt der Änderung der katholischen Ehelehre. Bewerkstelligt wurde dies durch einen Brief von Papst Franziskus, datiert mit 5. September 2016 an die Bischöfe von Buenos Aires, seiner ehemaligen Wirkungsstätte als Metropolit. Dieser Brief, der die Sakramentenspendung an wiederverheiratete Geschiedene, somit an Ehebrecher zulässt, ohne die von Familiaris consortio geforderte Enthaltsamkeit der Eheleute infolge der göttlich geoffenbarten Unauflöslichkeit der Ehe, wurde nämlich in den Acta Apostolicae Sedae/AAS, d. i. das offizielle Promulgationsorgan des Vatikans, veröffentlicht. Der Brief stellt eine positive Antwort an die von den genannten Bischöfen erlassenen Richtlinien zur Umsetzung von Amoris laetitia, die ebenfalls eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten vorsehen. Diese Richtlinien tragen „zufällig“ dasselbe Datum, 5.9.2016, wie der Papstbrief, der noch dazu die Richtlinien der Kirchenprovinz Buenos Aires als „einzig mögliche“ Interpretation von Amoris laetitia ausgibt.

 

Wie sagte doch der Amoris Laetitia-Exeget Kardinal Schönborn: Amoris Laetitia ist die nachträgliche Bestätigung einer „in Wien seit gut 15 Jahren gelebten pastoralen Praxis“. Was Wien längst praktiziere, sei vom Papst „voll übernommen“ worden. Des Weiteren enthüllte Schönborn, dass ihm Franziskus gedankt hat, als er ihm nach der Vorstellung von Amoris laetitia begegnete, und ihn gefragt hat, ob das Dokument orthodox ist. ‚Ich habe ihm gesagt: Heiliger Vater, es ist vollkommen orthodox‘.

 

Die Wiener Praxis bestätigt übrigens der Vorstand einer österreichischen, linksliberalen Zeitung und katholische Theologe Wolfgang Bergmann: Die Praxis war „tatsächlich gegen die Linie Roms, Schönborn hat hier einen Ungehorsam gelebt“, der „bis zur Segnung eines wiederverheiratet geschiedenen Paares“ führen könne. „Insofern ist diese Praxis nun durch Rom legitimiert.“ Das zeige auch, „dass es ganz gut ist, eine Zeitlang ungehorsam zu sein, weil man später durch die Praxis eingeholt werden kann. Das kann man vielleicht jetzt auch fortschreiben für andere Themenbereiche, z.B. für die Segnung von homosexuellen Paaren. Also insofern ist Sprengkraft drinnen.“ Die „Wiener Praxis“ betreffe auch homosexuelle Beziehungen. Ein gewichtiges Indiz dafür ist das gute freundschaftliche Verhältnis des Kardinals zum homosexuell verpartnerten Wiener Life-Ball-Veranstalter Gery Keszler

 

Was ist nun die Lehre der Kirche, stimmt sie mit der Aussage des Wiener Kardinals überein? Diese Frage ist aus den folgenden Gründen eindeutig zu verneinen.

 

Das Konzil von Trient bekräftigt die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe unter Hinweis auf die Schriftstellen Gen 2,23f (Mann wird Vater u. Mutter verlassen --> zwei in einem Fleisch), das Christus in Mt 19,6, noch klarer formuliert: Sie sind nicht mehr zwei, sondern eins bzw. ein Fleisch. Die Unauflöslichkeit gilt auch im Falle von Ehebruch eines der Gatten, wegen Häresie, Schwierigkeiten im Zusammenleben oder vorsätzlicher Abwesenheit vom Gatten. Eine Wiederverheiratung erfüllt den Tatbestand des Ehebruchs: Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen (Mt 19,6; Mk 10,9).

 

Die Lehre des Konzils richtet sich gegen die Protestanten, im Falle der Unzuchtsklausel (Mt 5,32) auch gegen die schismatische griechisch-orthodoxe Kirche, die in diesem Falle auch eine Zweitehe erlaubt, jedoch ohne ihr einen sakramentalen Charakter zu geben. Can 7 wurde mit Rücksicht eben wegen des griechischen Oikonomia-Verständnisses[i] milder formuliert, um sie nicht als Häretiker bloßzustellen, wohingegen aber auch die Griechen die Lehre der lateinischen Kirche nicht verwarfen. Wenn der ehemalige Papstrebell und nunmehr unter Papst Franziskus zum Papisten mutierte Moraltheologe Bernhard Häring die Anwendung der griechischen Oikonomia auch auf lateinische Ehen einfordert, so kontert ihm der renommierte Kanoniker Georg May, so würde ein „priesterlicher Ratgeber“ die Entscheidung einer geschiedenen Person zur Wiederverheiratung unterstützen und bestätigen. Ein katholischer Hirte aber könne einen solchen „Rat“, nämlich die Erlaubnis zum Ehebruch, niemals erteilen. Es hieße, die eigene Verantwortung aufzugeben.

 

Gern wird die „neue Lehre“ auch mit Barmherzigkeit begründet. Einer falsch verstandenen Barmherzigkeit – ohne Reue und Umkehr – schiebt schon der hl. Paulus einen Riegel vor: Noch ist keine Versuchung über euch gekommen, die den Menschen überfordert. Gott ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch in der Versuchung einen Ausweg schaffen, sodass ihr sie bestehen könnt“ (1 Kor 10,13) Sie ist ebenso irreführend, wenn sie sich gegen das richtet, was das Konzil von Trient unfehlbar definiert:

 

„Niemand aber, wie sehr er auch gerechtfertigt sein mag, darf meinen, er sei frei von der Beachtung der Gebote, niemand jenes leichtfertige und von den Vätern unter Androhung des Anathema verbotene Wort benützen, die Vorschriften Gottes seien für einen gerechtfertigten Menschen unmöglich zu beobachten“ (Dekret über die Rechtfertigung, , 13. Januar 1547, Sessio VI, cap. 11.).

 

Der Vollständigkeit halber sei auch der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) zitiert: Die Ehescheidung ist ein schwerer Verstoß gegen das natürliche Sittengesetz. Das Zusammenleben more uxorio mit einer Person, die nicht der rechtmäßige Ehegatte ist, stellt eine Beleidigung des Heilsbundes dar, dessen Zeichen die sakramentale Ehe ist. Der wiederverheiratete Ehepartner befindet sich in einem dauernden, öffentlichen Ehebruch (vgl. Nr. 2384).

 

Die Folgen von Amoris Laetitia

 

Schon etliche Bistümer haben die Ehebruchskommunion erlaubt. Ganz bezeichnend dafür ist auch das durch die Aktion Maria 2.0 ins Zwielicht geratene Bistum Münster mit folgendem Wortlaut auf der Website des Diözesangerichtes: „Sie sind geschieden und haben einen neuen Partner gefunden? Sie haben zivil geheiratet und fühlen sich jetzt in der Kirche an den Rand gedrängt? Sie möchten Ihre zweite Ehe auch kirchlich schließen? Es könnte einen Weg dahin geben!“ (https://www.dioezesangericht.de/offizialat/sonderseiten/startseite/ zuletzt abgerufen am 08.07.2019). Beachtet: Hier ist von „zweiter Ehe“ die Rede, also quasi eine Anleitung zur seriellen Monogamie.

 

Aus all dem kommen wir um die Feststellung nicht herum, das Amoris Laetitia zumindest der Häresie verdächtig ist. Wir können dafür prominente Zeugen anführen, etwa Kardinal Robert Sarah: Die Idee, das Lehramt von der seelsorglichen Praxis, die sich je nach Umständen, Moden und Leidenschaften entwickeln könnte, zu trennen, ist „eine Form von Häresie, eine gefährliche schizophrene Pathologie“ (La Stampa, 24. Februar 2015).

 

Oder Don Elia, ein Pseudonym, um seine priesterliche Position nicht zu gefährden: Man kann nur sagen: Amoris Laetitia, ein weiteres Meisterstück in der Strategie der kollektiven Manipulation, der wir alle, auch wenn wir es nicht wollen, unweigerlich zum Opfer fallen – vielleicht, wie wir in den nächsten Monaten sehen werden, der am meisten zerstörerische Coup der letzten drei Jahre. Die Kommentare, ob pro oder contra, werden unweigerlich folgen und sich in Netzwerken jeglicher Orientierung im Unmaß vermehren, womit sie weiterhin das Interesse aller an einen Text angeheftet halten der, gemäß der bereits erprobten Technik, durchaus keine Feststellungen enthält, die dem Depositum Fidei direkt widersprechen, sehr wohl aber die Häresie hineinmischen unter dem obsessiven Mantra: Fall für Fall, Aufnehmen, Miteinbeziehung, Barmherzigkeit, Erbarmen, Inkulturation, Integration, Begleitung, Graduierung, Unterscheidungsvermögen, erleuchtetes Gewissen, Überwindung von starren und überkommenen Schemen…

 

Etwas moderater Antonio Livi (geb. 1938), katholischer Priester und emeritierter Professor für Philosophie an der Lateranuniversität: Die pastoralen Absichten des Papstes seien ohne Zweifel gut und dem Wohl der Kirche dienlich. Der Text enthalte keine Häresien und bestätige die geltende Lehre der Kirche. Livi kann aber nicht umhin, ein gewisses Unbehagen unter vielen Gläubigen festzustellen, das sich aus der unglücklichen Verwendung von Metaphern und Zweideutigkeiten (s. o.) in grundsätzlichen Fragen ergebe. Dies mache den Text offen für jede böswillige Interpretation, schreibt Livi

 

Der ehemalige Dekan der philosophischen Fakultät der katholischen Universität von Amerika, Jude Patrick Dougherty, erklärte vor The Wanderer, dass Amoris laetitia absichtlich zweideutig formuliert sei, um dogmatische Wahrheiten zu verdunkeln. Dougherty geht davon aus, dass Amoris laetitia das Vertrauen in die Autorität der katholischen Morallehre weiter unterminieren wird.

 

Die Rektorin der Theologischen Hochschule in Chur, Eva Maria Faber, und der (radikale) Brixner Moraltheologe Martin Lintner [OSM] sehen Amoris laetitia als Weichenstellung. Laut kathpress fordern sie einen Niederschlag in einer Revision des Katechismus. Man könnte jetzt spitz rückfragen: Ja ist denn der KKK häretisch, sodass er geändert werden müsste?

 

Kardinal Burke erinnerte daran, Papst Franziskus selbst habe am Beginn des nachsynodalen Schreibens erklärt, dass Amoris laetitia nicht Teil des päpstlichen Lehramtes sei. Der „wirre“ Text von Amoris laetitia lasse es nicht zu, mit Sicherheit sagen zu können, ob es sich um eine materielle Häresie[ii] handelt. Dieser Punkt sei jedoch zu klären. Aber durch eine hartnäckige Weigerung von Papst Franziskus eine Klärung herbeizuführen, könnte der Übergang zu einer formellen Häresie[iii] gegeben sein. Durch die Veröffentlichung des o. g. Briefes in den AAS, könnte dieser Übergang, wie ich meine, bereits stattgefunden haben. So übrigens deutete es auch der Kardinal in einem Interview (The Remnant) an, dass dieses zustimmende Lob für das Pastoraldokument von Buenos Aires, das inhaltlich ausspricht, was Amoris laetitia nur halbverschleiert äußert, ein Akt formeller Häresie sein könnte.

 

Im April 2017 fand im römischen Hotel Columbus in unmittelbarer Nähe zum Petersplatz eine Tagung zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia statt, wobei bewusst nur Laien eingeladen waren. „Nach den vier Kardinälen, gemeint sind die Dubia-Kardinäle, sprechen sechs Laien, wer weiß, ob der Papst wenigstens auf sie hört“, schrieb dazu der Vatikanist Sandro Magister.

 

Die Botschaft der Tagung richtete sich direkt an den Papst und war ein Appell, der durch Amoris laetitia ausgelösten Verwirrung ein Ende zu bereiten und Klarheit zu schaffen. Diese Forderung, wenn auch anders vorgetragen, trifft sich mit den Dubia (Zweifeln), die seit dem 19. September 2016 vom Papst ignoriert werden.

 

Der katholische Philosoph, Kirchenhistoriker und Patrologe Claudio Pierantoni (Universidad de Chile) spannte den Bogen bis zu Papst Franziskus, der sich vielleicht dessen nicht ganz bewusst sei [materielle Häresie], aber hart an der Häresie entlangschramme. Er laufe dabei Gefahr, auch die Kirche in die Häresie zu führen, weil er die Grundpfeiler des christlichen Glaubens untergrabe. Der italo-chilenische Referent sprach sich für die Notwendigkeit einer brüderlichen „Zurechtweisung“ aus, um der Wahrheit wieder den ihr gebührenden Glanz zurückzugeben

 

Die Patristikerin Anna Silvas aus Australien (University of New England), selbst Angehörige einer mit Rom unierten Ostkirche, warnte davor, dass die katholische Kirche, die als einzige die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe bewahrt hat, Gefahr laufe, dieselben Fehler zu begehen, die in der Vergangenheit bereits von den Orthodoxen und von den Protestanten begangen wurden, indem diese die Scheidung und die Zweitehe anerkannten. Ein solcher Schritt wäre besonders fatal, da gerade die koptische Kirche sich auf dem Weg zur Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe befindet. „Barmherzigkeit ohne Wahrheit ist die Mutter der Zersetzung“.

 

Der Franzose Thibaud Collin (Collège Stanislas, Paris) wies auf jenen teils überirdischen, oft aber unterirdischen Strang von Theologen, Kirchenvertretern oder ganzen Bischofskonferenzen, die offenen oder verdeckten Widerstand gegen die prophetische Enzyklika Humanae vitae geleistet haben und leisten. Ihrem Boykott sei es geschuldet, daß diese Enzyklika, trotz ihrer immensen Aktualität, bis heute nicht wirklich zum Tragen kommen konnte. Collin zeigte auf, dass die Gegner von Humanae vitae sich hinter einer Betonung „pastoraler“ Ansätze verborgen haben und eben diese Betonung mit Amoris laetitia erstmals in einem päpstlichen Dokument auftauche, um die Unauflöslichkeit der Ehe auszuhebeln und bereits absehbar bald auch die kirchliche Lehre zur Homosexualität.

 

„Viele der Argumente, die bei der Synode über die Familie verwendet wurden, sind dieselben, die Humanae vitae entgegengesetzt wurden.“ Die Verzerrung der Lehre, die sich „in einigen Passagen von Amoris laetitia widerspiegle“, sei nicht von heute, sondern rühre von weiter her. Die heutige Krise der Kirche im Zusammenhang mit Amoris laetitia, sei zum Teil etwas „bisher nicht dagewesenes“.

 

Deutliche Worte fand auch der Theologe Douglas Farrow (McGill-University, Montreal): Es sei eine „gnostische Gefahr, den richtenden Gott von einem barmherzigen Gott zu trennen“. Heute sei „offenkundig ein Neo-Marcionismus[iv] am Werk, der die Barmherzigkeit der Gerechtigkeit entgegensetzt“. Es gebe im Zusammenhang mit einem anhaltenden moralischen Problem „fast immer ein doktrinelles Problem: Das ist typisch für den gefallenen Menschen.“ Farrow legte den Finger auf die Wunde mit den Worten: „Die Nr. 303 von Amoris laetitia wirft das Problem auf, wie man das Gewissen versteht in Bezug auf Veritatis splendor Nr. 56.“ Und weiter: „Das Verständnis von Gewissen kann nicht in einem schwarzen Loch der Subjektivität verschwinden.“

 

Der berühmte Bischof und Theologe des Konzils von Trient, Melchior Cano OP, äußerte diesen denkwürdigen Satz:

 

„Petrus braucht nicht unsere Lügen und unsere Schmeicheleien. Jene, die blind und unterschiedslos jede Entscheidung des Papstes verteidigen [und ich füge hinzu: oder falsche Entscheidungen verschweigen], sind jene, die am meisten die Autorität des Heiligen Stuhls untergraben: sie zerstören seine Fundamente anstatt sie zu stärken.“

 

Ähnlich hat sich auch der hl. Papst Felix III. (+492) ausgedrückt: „Der Irrtum, dem man nicht widersteht, wird gebilligt. Die Wahrheit, die man nicht verteidigt, wird unterdrückt“ (Hl. Papst Felix III, + 492).

 

Die negativen Reaktionen aus dem Umfeld von Papst Franziskus auf die öffentliche Erklärung der vier Kardinäle erinnern an die allgemeine doktrinelle Verwirrung während der arianischen Krise des 4. Jahrhunderts. In der doktrinellen Verwirrung unserer Tage ist es für alle nützlich, einige Feststellungen des Heiligen Hilarius von Poitiers, den „Athanasius des Westens“, zu zitieren: „Ihr [Bischöfe von Gallien], die ihr noch mit mir in Christus treu seid, seid unerschütterlich geblieben, als ihr durch das Auftreten der Häresie bedroht wurdet, und nun entkräftet ihr durch euren Widerstand alle Unverschämtheit dieser Häresie. Ja, Brüder, ihr habt gesiegt zur größten Freude derer, die mit euch euren Glauben teilen. Eure unverbrüchliche Standhaftigkeit hat einen doppelten Ruhm gewonnen: nämlich ein reines Gewissen zu bewahren und ein ehrwürdiges Beispiel zu geben“ (Hil. De Syn, 3).

 

Und damit man nicht meint, das sei längst Schnee von gestern, hören wir auch noch einen Zeitgenossen, Kardinal Gerhard L. Müller: Auch der Papst könne die Voraussetzungen nicht ändern, unter denen die Gläubigen zu den Sakramenten zugelassen sind. Einem Katholiken, der im Stand der Todsünde lebt und ohne die Absicht radikal davon abzulassen, die sakramentale Lossprechung und die Zulassung zur Kommunion zu gewähren, hieße, so der Kardinal, daß der Priester sich selbst versündigt und die Gläubigen in die Irre führt.

 

Müller erinnert an seine Kindheit unter Papst Pius XII. In seiner gläubigen Familie sei ihm früh beigebracht worden, zwischen dem Papstamt und der Person zu unterscheiden, die das Amt bekleidet. Der Papst als Person könne Fehler machen und Schwächen haben. Und das sagt einer, der sich sehr intensiv mit dem Papst/Papsttum beschäftigt hat: G. L. Kard. Müller, Der Papst: Sendung und Auftrag, Herder 2017.

 

Zu den Punkten 2 und 3) / Genderideologie und (Homo-) Sexualisierung

 

Gender und (Homo-) Sexualisierung gehören eigentlich zusammen, denn wo Gender draufsteht ist auch die Propagierung der sexuellen Vielfalt drin und umgekehrt.

 

Stellt euch vor, ein Evolutionist würde behaupten, unser Menschsein ist bloß sozial konstruiert, weil uns unsere Eltern zum Bananenessen Messer und Gabel gegeben haben, Kleidung und ähnliches mehr. Daher muss dieses Menschsein dekonstruiert werden und jeder kann sich dann aussuchen, welcher Affe er sein möchte. Anschließend ist er frei, sich an der „bäumlichen“ Vielfalt zu orientieren. Simone de Beauvoir würde sich vermutlich vor Lachen im Grab umdrehen und Judith Butler würde in ihrem gewohnt philosophisch übertünchten Kauderwelsch erklären, das geht aber gar nicht, jedenfalls nicht mit mir, ich bin doch kein Affe, sondern eine Äff_*in. Ende meiner Satire.

 

Es ist stark zu vermuten, wenn nicht gar vorrauzusetzen, dass bei solchen Gedankengängen zuvörderst der Verstand dekonstruiert worden ist, ein Prozess der unumkehrbar ist, denn zur Konstruktion eines Verstandes ist derselbige unabdingbar. Es verhält sich so ähnlich wie beim Salz: Wenn das Salz einmal schal geworden ist, seinen Geschmack verloren hat, womit soll man es dann salzen? (Mt 5,13)

 

Genauso aber funktioniert die Genderideologie: das bipolare Geschlecht dekonstruieren, weil es ja sozial angelernt worden ist und anschließend ist man frei, sich an einer der sexuellen Orientierungen zu bedienen. Das ist inzwischen aber gar nicht so einfach geworden, denn der Absurdität sind offensichtlich keine Grenzen gesetzt. So hat etwa der Pionier der Sexualforschung und Vorreiter der Genderideologie, der homosexuelle Magnus Hirschfeld, die „ultimative Formel“ für die wahre Zahl der sexuellen Orientierungen gefunden, nämlich 316 = 43. 46721108. Es wäre nun nicht unvernünftig, wenn man eine Lektüre mit derartig haarsträubenden Spintisierereien beiseitelegt und dem Vergessen anheim gibt, wenn es da nicht die Ende 2011 von der ehemaligen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gegründete Bundesstiftung Magnus Hirschfeld gäbe, Gründungskapital satte 10 Mill. vom Steuerzahler. Müßig zu sagen, dass sich diese Stiftung um die Durchsetzung der Ziele ihres Namensgebers sorgt.

 

Wie ernst es dem Staat mit der Umsetzung dieser Ziele ist, - wohlbemerkt es geht nicht mehr um Toleranz, sondern Akzeptanz, also einen Verstoß gegen das gesetzliche Indoktrinierungsverbot – zeigt ein Artikel Auf dem Weg zur Staatsdoktrin von Jürgen Liminski in der Tagespost vom 7.6.2019 auf https://www.die-tagespost.de/feuilleton/Auf-dem-Weg-zur-Staatsdoktrin;art310,198692 (zuletzt abgerufen am 08.07.2019), worin auch die Bildungspläne: besser wohl Indoktrinatiospläne, der einzelnen Bundesländer erwähnt werden. Wer sich damit näher beschäftigen will, dem sei Mathias Gersdorff, Gender-Revolution in den Schulen: Angriff auf Elternrecht und Kindeswohl, empfohlen. In Österreich erledigt das der Grundsatzerlass Sexualpädagogik von 2015 des BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

 

Zu Punkt 4) / Förderung der Homohäresie

 

Diesen Begriff hat der polnische Theologe Darius Oko[v] geprägt. Er meint damit, dass sich die „homosexuelle Bewegung innerhalb der Kirche […] wehrt und angreift“ und durch die Rechtfertigung Intellektueller der Homoideologie diese in deren Gemütern, Mündern und Schriften die Gestalt einer Homohäresie annimmt. Mit den Intellektuellen sind vor allem die beiden Jesuiten Charles Curran und John McNeil gemeint, den Gründer der Pro-Homosexuellen Bewegung Dignity und Autor von Kirche und Homosexuelle, worin er die Lehre der Kirche ablehnt, trotzdem jedoch das Imprimatur seines New Yorker Provinzials erhielt.

 

Bei der Förderung der Homohäresie ist an die unseligen Postenbesetzungen und Rehabilitierungen von moralischen und gesetzlichen Verbrechern, teilweise sogar im Kardinalsrang, durch Papst Franziskus zu denken. Von ihm stammt auch das Wort „Wenn einer gay ist und den Herrn sucht und guten Willen hat, wer bin dann ich, ihn zu verurteilen/urteilen.“ So gesagt bei einer der leidigen fliegenden Pressekonferenzen zur Beförderung des homosexuellen Prälaten Battista Ricca auf einen Posten der Vatikanbank. Diese Aussage „könnte sich in der Kirchengeschichte als Fanfarenstoß zur Relativierung der christlichen Sexualmoral erweisen“, wie Gabriele Kuby dazu bemerkt.

 

Oder nehmen wir den argentinischen Bischof Gustavo Zanchetta, der, man fasst es nicht, als Qualifikation für den für ihn eigens geschaffenen Posten: Assessor der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA), aufzuweisen hat, dass er als Generalvikar einer Diözese und später als Bischof einer anderen Diözese diese finanziell ruiniert hat und überdies nun homosexueller Übergriffe angeklagt worden ist, die bereits seit 2015 durch die argentinischen Medien bekannt waren.

 

Nicht unerwähnt lassen darf man den Auftritt des militanten Homoaktivisten und Jesuiten James Martin beim Weltfamilientreffen 2018 in Dublin mit ausdrücklicher Duldung des Vatikans, wobei es ein eigenes Programm für Homosexuelle gab. In diesem Zusammenhang darf erinnert werden, dass die Weltfamilientreffen von Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen worden waren, um Ehe und Familie zu stärken. Eine Förderung oder gar ein Eindringen der Homosexualität in die Familie konterkariert geradezu seine Absichten für diese Treffen.

 

Gut in dieses Bild passt auch der von Papst Franziskus geschätzte und von ihm als authentischer Amoris-laetita-Erklärer erwählte Kardinal Schönborn, unter dessen Augen auf der Kommunionbank seiner Domkirche ein homosexuell verpartnerter Schauspieler tanzen durfte.

 

Und diese Beispiele sind bei weitem nicht die einzigen Fälle, die bei angeblicher „Null-Toleranz“ nicht nur nicht toleriert wurden, sondern sogar geschützt und befördert worden sind. Man geht nicht fehl, wenn man dahinter keine Einzelfälle erblickt, sondern ein System der etwas anderen Art.

 

Ja, liebe Freunde, lassen wir uns in dieser verwirrten Zeit nicht von einer Welt der Ideologien vereinnahmen, lassen wir uns nicht entmutigen, sondern unseren Blick immer auf Jesus Christus, den Weg, die Wahrheit und das Leben gerichtet und seine authentische Lehre, wie sie uns durch das unfehlbare Lehramt der katholischen Kirche überliefert ist.

 

Lasst mich zum Abschluss noch Robert Kard. Sarah zitieren:

 

Ein großer englischer Dichter des vorigen Jahrhunderts, Thomas Stearns Eliot, hat drei Verse geschrieben, die dies besser als ganze Bücher ausdrücken: „In einer Welt der Flüchtlinge, erscheint jener, der die Gegenrichtung wählt, wie ein Deserteur.“

 

Liebe junge Christen, auch ich rufe euch, um euch zu sagen: Ihr habt den Widersacher überwunden! Bekämpft jedes naturwidrige Gesetz, das man euch aufzwingen will, widersetzt euch jedem Gesetz gegen das Leben, gegen die Familie. Gehört zu jenen, die sich in die Gegenrichtung aufmachen! Traut euch, gegen den Strom zu schwimmen! Für uns Christen ist die Gegenrichtung nicht etwa ein Ort, sondern eine Person, Jesus Christus, unser Freund und unser Erlöser.

 

 

Fußnoten

 

[i] D. i das Vertrauen auf die barmherzige Heilsordnung Gottes, darauf ausgerichtet, den Geschiedenen zur Erlangung des Heils zu verhelfen, ohne die kirchlichen Normen außer Kraft zu setzen. Ansatzpunkt ist die großzügige Auslegung der Unzuchtsklausel, wie auch das Ermöglichen der Wiederheirat, ohne vom Postulat der Unauflöslichkeit der Ehe abzugehen. Praxis ist auch auf Einflüsse der staatlichen Gesetzgebung zurückzuführen (Konstantin d. Gr., Codex Justinianus)

 

[ii] das heißt, das genannte Leugnen bzw. Fürwahrhalten geschieht weithin unbewusst und der materielle Häretiker bringt zum Ausdruck, dass er eigentlich den Glauben der Kirche vertreten will. Wenn sie auch, wie Matthias Joseph Scheeben schon erklärt hat, gegenüber der formellen Häresie im Hinblick auf die Schuldhaftigkeit des Häretikers als weitaus weniger verwerflich einzustufen ist, darf sie dennoch nicht schlichtweg als harmlos angesehen werden. Die Kirche hat ihr Auftreten pro foro externo stets mit kirchlichen Strafen belegt.

 

Bei der systematisch wesentlichen Frage schließlich, ob eine Position häretisch ist, ob es sich um eine sententia haeretica handelt, kommt es lediglich auf den objektiven Widerspruch zum katholischen Dogma an.

 

[iii] Der formellen Häresie macht sich ein Getaufter schuldig, der wissentlich eine der Lehre der Kirche entgegenstehende Lehre öffentlich vertritt oder eine durch göttlichen und kirchlichen Glauben (fide divina et catholica) festzuhaltende Wahrheit hartnäckig positiv leugnet (vgl. CIC 1983, can 751). Der hl. Thomas von Aquin lehrt: „Demnach ist Häresie eine Art des Unglaubens, geltend für solche, die zwar den Glauben Christi bekennen, aber seine Lehrsätze entstellen.“ (IIa-IIae q.11 a.1). Und weiter: „Wenn aber jemand, nachdem die Festlegung eines Glaubenssatzes durch die Autorität der Gesamtkirche erfolgt ist, einer solchen Anordnung hartnäckig widerstrebte, würde er als Häretiker angesehen.“ (ibid. q.11 a.2) Der formelle Häretiker zieht sich die Exkommunikation als Tatstrafe zu (CIC, can 1364, § 1).( http://www.kathpedia.com/index.php?title=H%C3%A4resie )

 

[iv] Markion oder Marcion (*85 in Sinope in Pontus; † 160) war ein Irrlehrer des 2. Jahrhunderts und Vertreter eines "christlichen Gnostizismus"

 

[v] Mit dem Papst gegen Homohäresie, Theologisches 2012/09-10 [gemeint ist Benedikt XVI.]

 

 

 

Verwendete Literatur:

 

Denzinger/Hünermann (Hrsg.): Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen, Herder 1991

 

Diekamp/Jüssen: Katholische Dogmatik, Alverna 2013

 

Gersdorff, Mathias von: Gender: Was steckt dahinter? Media Maria 2015

 

Gersdorff, Mathias von: Gender-Revolution in den Schulen: Angriff auf Elternrecht und Kindeswohl, Aktion „Kinder in Gefahr“, DVCK e.V. 2018

 

Katechismus der Katholischen Kirche/KKK, Oldenbourg 2005 (korr. Ndr. d. Ausg. v. 2003)

 

Kelle, Birgit: Gender-GAGA: Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will, Adeo 2015

 

Kuby, Gabriele: Die globale sexuelle Revolution: Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit, Fe-Medien 2012

 

Kuby, Gabriele: Missbrauch: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren!“ Fe-Medien 2019

 

Ott, Ludwig: Grundriß der Dogmatik, Herder 1981

 

Piegsa, Joachim: Das Ehesakrament. Handbuch der Dogmengeschichte IV/6, hrsgg. v. Michael Schmaus u. a., Herder 2002

 

Rahner/Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium. Herder-Bücherei Bd. 270/71/72/73, Herder 1966

 

https://katholisches.info/

 

 Es geht um Heiligkeit

 Bischof Rudolf Voderholzer zur Lage der Kirche

 und zur Berufung der Weltchristen

 

Die MILITIA SANCTAE MARIAE wurde in Deutschland am 19. Juli 1968 von Exzellenz Monsigniore Dr. Rudolf Graber, dem Bischof von Regensburg in der Alten Kapelle kanonisch errichtet. Aus diesem Grund pflegt der Orden eine innige Verbundenheit mit dem Bistum Regensburg. Inmitten der geistlichen Verwirrung, welche auch in der Katholischen Kirche vielfach verbreitet ist, dürfen wir daher mit Freude und Dankbarkeit mit Genehmigung des Bistums Regensburg untenstehenden Artikel veröffentlichen, welcher am 11. Mai 2019 auf der Bistumswebsite veröffentlicht wurde. Wir danken dem Hirten für seine klaren Worte!

 

Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg
Bischof Rudolf Voderholzer (Copyright: Bistum Regensburg)

Der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, äußerte sich am Samstag, dem 11. Mai, zu den aktuellen Themen der Kirche in Deutschland. Er hielt den programmatischen Eröffnungsvortrag eines Symposiums zur Frage der Laienberufung an der Hochschule Papst Benedikt XVI. in Heiligenkreuz bei Wien. In seinem Vortrag ging er der Frage nach, was das Zweite Vatikanische Konzil über den Laien lehrt. Er stand unter dem Titel: „‚Den Laien ist der Weltcharakter in besonderer Weise eigen‘ (LG 31). Der Ort der Laien nach der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils.“

 

In seinem Vortrag bezog Bischof Voderholzer auch Position zu aktuellen Themen:

 

Zur Verbindlichkeit synodaler Beschlüsse

 

Bischof Voderholzer: „Die Landkarte des synodalen Prozesses ist die Kirche, und damit verweise ich auf ihre verbindliche Lehre und auf ihre Einheit, die sich über alle Zeiten und alle Grenzen erstreckt.

 

Die Pflicht des bischöflichen Diensts kommt sehr konkret zum Ausdruck im Weiheversprechen. Der Bischof gelobt unter anderem, das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut rein und unverkürzt weiterzugeben. Er verspricht, das Evangelium treu und unermüdlich zu verkünden. Er bekennt sich zur Hirtensorge für das Volk Gottes, zusammen mit den Priestern und Diakonen.

 

Damit habe ich eine persönliche Verpflichtung übernommen und kein Gremium, kein Komitee und keine Synode kann diese personale Verbindlichkeit ersetzen. Das Prinzip der Personalität gehört zum Wesen der Kirche.

 

Selbst das Kollegium der Bischöfe hebt diese Personalität nicht auf. Im Gegenteil. Das persönliche In-der-Pflicht-Stehen jedes einzelnen Bischofs ist die Voraussetzung dieser Kollegialität.“

 

Zum Ziel eines fruchtbaren synodalen Wegs

 

Es geht darum, so Bischof Voderholzer, dass sich alle Beteiligten ihrer je eigenen Berufung vergewissern.

 

„Noch wichtiger ist, dass wir alle uns verpflichten, das unsere einzubringen, um das Reich Gottes in der Welt aufzubauen und unsere je eigenen Christusbeziehungen bewusster und nachdrücklicher zu pflegen.

 

Das ist der Erneuerungsweg der Kirche heute wie zu allen Zeiten. Er gelingt, wenn wir uns um Heiligkeit bemühen. Nicht Mehrheit, sondern Heiligkeit, das muss unser Ziel sein.“

 

Zu den Sackgassen

 

Bischof Voderholzer: „Ein synodaler Prozess, der meint, vor allem die Kirche neu erfinden zu sollen, beschreitet einen Weg der Zerstörung. Er zerspaltet die Christen, er zerstückelt die Kirche, er beschädigt letztlich auch unsere Gesellschaft und belastet auch die evangelischen Glaubensgemeinschaften. Er führt uns in die Enge hausgemachter Selbstbeschäftigung, keineswegs aber in die Weite, die der Herr uns eröffnet hat.“

 

Zum Weiheamt für Frauen

 

Bischof Voderholzer: „Es führt uns keinen Millimeter weiter, wenn wir uns die Geschichte der Kirche zurechtbasteln, um uns dann am Ende etwa ein Frauenpriestertum zu genehmigen.

 

Christus hat sehr bewusst mit Blick auf die innere Logik des priesterlichen Dienstes einen Kreis von Männern ausgewählt und ihnen die apostolischen Vollmachten übertragen.

 

Das war keine Rücksicht auf seine Zeit. Im Gegenteil. Er entschied im Gegensatz zu fast allen Kulturen seiner Zeit, die weibliches Priestertum in den unterschiedlichsten Formen kannten.

 

Die Kirche hat kein Recht, von dieser Vorgabe abzuweichen. Das gilt heute und das galt zu allen Zeiten. Die Diakonissen erfüllten eben keinen apostolischen Dienst. Sie trugen kein Weiheamt. Das ist umfangreich erforscht und belegt und Papst Franziskus bezog sich mehrfach auf diese Forschungsergebnisse. Im Übrigen haben Gemeinde- und Pastoralreferentinnen heute weit mehr Kompetenzen als die altkirchlichen Diakonissen.“

 

Zur Berufung der Laien und zum Begriff des Weltchristen

 

Bischof Voderholzer: „Die Weltchristen sind berufen, sich als Christen prägend und gestaltend einzubringen in die Politik, die Wissenschaft, die Wirtschaft, die Medienwelt oder die Kunst. Als getaufte und gefirmte Christen sind sie befähigt, diesen Dienst in eigener Verantwortung auszuüben. Das sind die Elemente weltchristlicher Berufung und sie zu leben, schenkt den Christen und der Kirche Ausstrahlung und missionarische Kraft.

 

Es war das Zweite Vatikanische Konzil, das sowohl die Christen im Weiheamt als auch die Laien in ihrer jeweils spezifischen Berufung gestärkt hat. Als Ort der spezifischen Berufung der Laien wurde der ‚Weltdienst‘ formuliert. Deshalb spreche ich auch lieber von Weltchristen als von Laien. Der Begriff des Laien ist in unserem Sprachgebrauch negativ besetzt. Man denkt an Menschen mit geringer Kompetenz. Das führt auf eine völlig falsche Fährte.

 

Ich warne erneut vor einer Klerikalisierung der Laien und einer Laisierung der Kleriker.“

 

Quelle:

https://www.bistum-regensburg.de/news/es-geht-um-heiligkeit-bischof-rudolf-voderholzer-zur-lage-der-kirche-und-zur-berufung-der-weltchristen-6725/ am 11. Mai 2019 (Alle Rechte beim Bistum Regensburg, Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Internet-Redaktion.

Das Apostolische Schreiben Ecclesia in Europa des hl. Papstes Johannes Paus II.im Lichte der aktuellen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft

 

Bemerkung: Das Referat wurde vom Prior der MSM, Dr. Martin Huber, am 02. Juni 2018 anlässlich des Ordenskapitels in Altötting gehalten. Der Vortragsstil wurde bewusst beibehalten.

 

„Ecclesia in Europa“ basiert auf der zweiten Bischofssynode für Europa vom 1. bis 23. Okt. 1999 – die erste war bereits 1991 zum Thema „Seien wir Zeugen Christi, der uns befreit hat“ – und diese 2. Synode hatte unter dem Titel „Jesus Christus, der in seiner Kirche lebt – Quelle der Hoffnung für Europa“ die Intention, Europa die Botschaft des Evangeliums als Botschaft der Hoffnung neu zu verkünden, die sie verloren zu haben schien. Denn man war sich bewusst, dass eine Berufung auf das christliche Erbe eben nicht genügt, es darum einer erneuten Begegnung mit Jesus Christus bedarf. Es ist daher nur konsequent, dass Johannes Paul II. gerade den biblischen Kernvers der Fundamentaltheologie seinen Ausführungen als Leitwort voranstellt, nämlich besonders 1 Petr 3,15: Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt. Es sei zu Ehren des hl. Märtyrers Justus, dessen Gedenktag wir heute begehen, gesagt, dass bei diesem „Rede und Antwort stehen“ nicht um das Aufsagen von Lehrsätzen geht, die aus einer gesicherten Position vorgetragen werden; sondern der griechische Text spricht von „Apologia“ d. h. Verteidigung, Rechtfertigung gegenüber den Feinden der Christen. Der Petrusbrief ist gerichtet an kleinasiatische Gemeinden, die unter Verfolgung und Diskriminierung von außen litten, und von innen durch Spaltung und Abfall. Situationen also, die Christen auch heute erleben. Solche Schriften zur Verteidigung nennen wir ebenfalls Apologie, deren zwei der hl. Justus verfasst hat. In der ersten schreibt er an die Adressaten: BKV, Bd. 1,74 f.

 

„Und so habt ihr auch, als ihr hörtet, daß wir ein Reich erwarten, ohne weiteres aufgenommen, wir meinten ein irdisches, während wir doch dasjenige bei Gott meinen, wie sich auch daraus ergibt, daß wir, wenn wir von euch verhört werden, eingestehen, daß wir Christen sind, obschon wir wissen, daß auf dieses Geständnis die Todesstrafe gesetzt ist. Denn wenn wir ein irdisches Reich erwarteten, würden wir doch wohl leugnen, um nicht hingerichtet zu werden, und wir würden verborgen zu bleiben versuchen, um zu erlangen, was wir erwarten; weil wir aber unsere Hoffnungen nicht auf die Gegenwart setzen, kümmern wir uns um die Henker nicht, zumal wir ja auch sowieso sterben müssen.

 

Diesen Tenor streicht auch Papst Johannes Paul II., wie wir noch hören werden, besonders heraus.

 

Viele fragen sich aber natürlich, welche Hoffnung wir angesichts einer islamischen Masseneinwanderung haben, die von mehr oder weniger dunklen Hintermännern gesteuert und von willfährigen Politikern nicht nur geduldet, sondern wesentlich mitbestimmt wird durch Bereitstellung der Infrastruktur und gigantischer Steuermitteln. Mit denselben Mitteln wird andererseits ein „Massenexodus“ durch die Abtreibung gefördert, wobei man nun in Irland eine der letzten Bastionen des staatlichen Lebensschutzes zu Fall gebracht hat. Und wie in Irland waren auch in vielen anderen Ländern gerade sogenannte christdemokratische oder konservative Politiker bei der Aufweichung oder Beseitigung jener Gesetze beteiligt, die Abtreibung unter Strafe stellten. Welch eigenartiger Zufall ist es doch, dass laut UNESCO?/WHO jährlich 60 Millionen Kinder im Mutterleib getötet werden und der neue UNO-Generalsekretär António Guterres die Zahl von 60 Millionen Menschen nennt, die auf der Flucht sind und die nun über die Welt verteilt werden müssen, wie vor nicht allzu langer Zeit in einer österreichischen Tageszeitung zu lesen war.

 

Welche Hoffnung haben wir angesichts von Euthanasie, Homosexualisierung und damit einhergehender Zerstörung der klassischen Familie, schulisch geförderter Sexualisierung der Kinder unter dem Deckmantel des Kinderschutzes, Missbrauch aller Art, also nicht nur von Kindern, sondern auch von Gesetzten, Macht, Geld, Sakramenten und Liturgie; Pornographie, Genderismus, eingeschränkter Meinungsfreiheit, Terrorismus, signifikant ansteigenden Gewaltverbrechen und Eigentumsdelikten, Relativismus, Agnostizismus, Glaubensabfall, Verwirrung über die Lehre der Kirche, Streit/Uneinigkeit zwischen hohen Würdenträgern. Habe ich schon alles aufgezählt? Die Liste ließe sich wohl noch fortsetzen, sie erhebt nicht Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Für einen gläubigen Christen sind das freilich nur rhetorische Fragen, denn wie es das 1. Kapitel in großen und dicken Buchstaben ankündigt: JESUS CHRISTUS IST UNSERE HOFFNUNG, weil

 

  • Er das ewige Wort Gottes ist, das Mensch geworden und gekommen ist, um uns zu retten, wobei der Verlust oder wie ich meine, auch die Verdunkelung dieser Wahrheit, sowie ihr Unverständnis „das Eindringen in das eigentliche Geheimnis der Liebe Gottes und der trinitarischen Gemeinschaft verhindern;
  • Er das Geheimnis der Dreifaltigkeit offenbart;
  • Er das ewige Leben schenkt.

Wir erinnern uns: Jesus Christus hat den größten Sieg errungen, als er seine größte Niederlage zu erleiden schien, am Kreuz. Ave crux spes unica – sei gegrüßt, o Kreuz, unsere einzige Hoffnung. Bei der diesjährigen Pfingstwallfahrt sagte Kardinal Robert Sarah, eine Lichtgestalt der kirchlichen Hierarchie, in der Kathedrale von Chartres, einem Ort, dem unsere Gemeinschaft sehr verbunden ist, dass er als Priester und Hirte Mitleid mit den vielen verlorenen Seelen habe, und mit jenen, die traurig, unruhig und allein sind. Und weiter wörtlich:

„Wer wird sie ins Licht führen? Wer wird ihnen den Weg der Wahrheit zeigen, den einzigen Weg der Freiheit, der jener des Kreuzes ist? Werden wir sie dem Irrtum, dem hoffnungslosen Nihilismus oder dem aggressiven Islam überlassen, ohne etwas zu unternehmen? Wir müssen der Welt zurufen, dass unsere Hoffnung einen Namen hat: Jesus Christus, einziger Erlöser der Welt und der Menschheit.[i]

 

Und es wird die „dringende Aufgabe der Kirche“ sein, dieses Evangelium der Hoffnung neu zu verkünden, die Kirche, die ja der Kanal ist, durch den die Gnadenflut aus dem geöffneten Herzen des Erlösers strömt und sich ausbreitet.

 

Damit diese Hoffnung nicht mit einem Optimismus verwechselt wird, der sich auf das Erreichen irdischer Ziele beschränkt und sich dabei vorzüglich auf das eigene Können verlässt, streicht Papst Johannes Paul II. die endzeitliche Bedeutung der Hoffnung heraus, die die Auferstehung mit Christus zum Ziel hat und umgekehrt sagt uns 1 Petr 1,3, dass wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben und das unzerstörbare, makellose und unvergängliche Erbe empfangen, das im Himmel für euch/uns aufbewahrt ist.

 

Auf Grund dieser endzeitlichen Bedeutung der Hoffnung nimmt Papst Johannes Paul II. „Ecclesia in Europa“ aus dem Blickwinkel der Geheimen Offenbarung wahr. Und er tut dies deswegen, weil sie eine „Ermutigung an die Gläubigen“ enthält, trotz allen äußeren Anscheins und auch wenn die Wirkungen noch nicht zu sehen sind, ja ganz im Gegenteil mit Blick auf das oben aufgezählte Sündenregister ganz und gar unmöglich erscheinen: der Sieg Christi ist bereits eingetreten. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt – Fürchte dich nicht! ICH bin der Erste und der Letzte und der Lebendige (Offb 2,7; 1,17f). Hier ist schon der ganze Sinn unserer Geschichte, unseres Glaubens, ausgesagt: denn ER war tot und lebt wieder in alle Ewigkeit und wird wiederkommen und alles zur Vollendung führen.

 

Was kann uns also trennen von dieser Hoffnung, was kann den Blick auf diese Hoffnung trüben? Einen Aspekt hebt das nachsynodale Schreiben besonders hervor: den Verlust des christlichen Gedächtnisses und Erbes, einhergehend mit einem praktischen Agnostizismus und einer religiösen Gleichgültigkeit, ein Leben führend, so als ob dieses Erbe bereits verbraucht wäre, wie man eben ein monetäres Erbe verbraucht, ja so, als ob es Gott nicht gäbe.

 

Nach einer Studie „Christ sein in Westeuropa“ des Pew Research Institute[ii] ist Westeuropa, die Geburtsstätte des Protestantismus und historisch der Hauptsitz des Katholizismus, heute eine der säkularsten Regionen der Welt. Auch wenn die weitaus überwiegende Mehrheit der Erwachsenen angebe, getauft zu sein, würden sich heute viele nicht als Christen beschreiben, so der Tenor der Studie (lt. ORF). In jedem Land mit Ausnahme Italiens sind diese Personen zahlreicher als praktizierende Christen (definiert als Personen, die mindestens einmal im Monat einen Gottesdienst besuchen). Wenn man etwa jetzt Irland herausgreift, wo sich 80% als Christen bezeichnen, jedoch 66,4% der Abstimmenden sich für die gesetzliche Straffreiheit der Abtreibung ausgesprochen haben, dann kann man nur folgern, dass der Großteil dieser 80% nichtpraktizierend ist. Und mit Ausnahme von Italien ist in allen befragten Ländern auch der nichtpraktizierende Anteil der Christen größer als der praktizierende. Man darf daher weiter folgern, dass Europa nicht nur den Eindruck einer schweigenden Apostasie erweckt, sondern dass eine solche ganz offensichtlich existiert.

 

Im Zusammenhang mit der Kritik an drei aus einer Reihe von Äußerungen und Maßnahmen, nämlich „Amoris laetitia“ – „Gaudete et exsultate“ – und die jüngste Direktive an die deut­schen Bischöfe, die einen Verzicht des Papstes/Franziskus bekunden, unzweideutig zugunsten der Einheit von Kirchenmit­gliedschaft und Sakramenten- und zumal Eucharistieempfang zu ent­schei­den, hat den Bonner Dogmatiker Klaus Obenauer unter Dank an die in dieser Angelegenheit Klartext sprechenden Kardinäle Gerhard Ludwig Müller und Willem Jacobus Eijk (Utrecht), zum einen zu der Aussage veranlasst, dass es so nicht weiter geht, und zum anderen zu der Frage, ob wir ir­gendwann auf­wachen und merken möch­ten, dass wir via Schlafwagen in der Endstation Apostasie an­gekommen sind?

 

Ob wir schon in der Endstation angekommen oder noch auf dem Weg dahin sind, mag jetzt dahingestellt sein; auch wenn es „nur“ die falsche Richtung ist, heißt die einzig richtige Antwort: Umkehr! Umkehr beginnt natürlich immer zuerst bei den anderen, bis wir merken, dass uns jene, die bereits umgekehrt sind, uns nicht hinterherlaufen, sondern entgegenkommen.

 

Dazu muss der Glaube an Jesus Christus, die Quelle der Hoffnung, nicht nur den Ungetauften erstverkündet werden, sondern auch den bereits Getauften neu verkündet, neu angeboten werden. Der Ruf zur Umkehr geht nicht nur an jeden einzelnen, sondern auch an die Kirchen/Teilkirchen sind hier gemeint: „Werde wach und stärke, was noch übrig ist, was schon im Sterben lag“, heißt es im Brief an die Gemeinde von Sardes (Offb 3,2). Denk also daran wie du die Lehre gehört und empfangen hast. Halte daran fest und kehr um! Wenn du nicht aufwachst, werde ich/der HERR kommen, wie ein Dieb in der Nacht… Wie treffend doch das Bild vom Schlafwagen des oben genannten Dogmatikdozenten.

 

Dieser Weckruf aus der Geheimen Offenbarung an die gesamte Kirche in Europa darf uns trotz der religiösen Gleichgültigkeit, der massenweise Ungetauften und Säkularisierung nicht entmutigen, sondern muss uns demütig werden lassen, unsere Hoffnung und unser Vertrauen allein auf Christus zu setzen, der uns die Gnade zur Umkehr schenkt und Herr der Geschichte ist. Um selber dem Ruf zur Umkehr nachkommen zu können, ist es notwendig, unser Gewissen zu erforschen, wo wir selber schuldhaft diesem Ruf nicht nachgekommen sind.

 

Ich streife jetzt einige Abschnitte nur mehr punktuell…

 

Umkehr soll auch zur Einheit der Christen führen, wobei ausdrücklich an die orthodoxen Kirchen appelliert wird, Neuevangelisierung nicht dem Proselytismus gleichzustellen.

 

Mission: Der Auftrag dazu gilt allen, vorzüglich natürlich den Geistlichen, wobei der Zölibat „als kostbares Gut für die Kirche bewahrt werden muss. Das an die Adresse jener, die heute wieder am Zölibat rütteln.

 

In diesem Zusammenhang ist auch die Rolle der Frau zu erwähnen, dem das Schreiben einen eigenen Abschnitt widmet. Hervorgehoben wird nicht nur die leibliche und die geistige Mutterschaft, die sich etwa am fruchtbarsten in den Müttern von Lu Monferrato sichtbar geworden ist.

 

Notwendigkeit, Erst-Neuverkündigung wurde schon erwähnt; an die Stelle von Glaubensgewissheit herrscht oft fur mehr ein vages Gefühl iSv irgendetwas wird es schon geben. Eingemahnt wird daher eine Treue zum Evangelium/Lehre der Kirche/KKK, denn nur so kann man durch sein Zeugnis auch wesentlich zur Verkündigung beitragen.

 

Aber auch Kenntnis der anderen Religion ist wichtig. Was genau eine korrekte Beziehung zum Islam sein soll, ob damit das Dialogführen auf kluge Weise gemeint ist und die Möglichkeiten und Grenzen des Dialoges – jedenfalls braucht es ein Vertrauen in den Heilsratschluss Gottes

 

Ein eigenes Kapitel wird dem Feiern – StW Liturgie gewidmet und den Sakramenten. Wert gelegt wird auf das rechte Sakraments-Verständnis[iii], das selbst bei Katholiken schon abhanden gekommen ist und bei den Protestanten überhaupt ein anderes ist. Schon aus diesem Grund ist eine Interkommunion abzulehnen – Gefahr der Banalisierung.

 

Unter dem Thema „Dem Evangelium der Hoffnung dienen“ möchte ich nur noch den Abschnitt über die Wahrheit über Ehe und Familie nennen, die ja in gewissen Kreisen umstritten ist, besonders was die Geschiedenen und Wiederverheirateten anbelangt. „Die Kirche“ gemeint ist hier also die Lehre der Kirche, nicht irgendeine Privatmeinung, „verschweigt ihnen gegenüber jedoch nicht, dass sie sich objektiv in einem moralisch ungeordneten Zustand befinden, und ebenso wenig, dass hieraus Konsequenzen für den Sakramentenempfang entstehen.

 

Aber schon Jesaja, den dann wiederum der hl. Paulus aufgreift (Rö 10,16 ff), hat schon beklagt: Herr wer hat unserer Botschaft geglaubt?

 

 

Fussnoten zum Text:

[i] https://www.katholisches.info/2018/05/kardinal-sarah-widersetzt-euch-jedem-gesetz-gegen-die-familie/

 

[ii] Das Pew-Forschungszentrum, engl. Pew Research Center, bis 1995 Times Mirror Center for the People & the Press, ist ein nichtstaatliches Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Washington, D.C., benannt nach dem US-amerikanischen Ölindustriellen Joseph Newton Pew (1848–1912).

 

[iii] Als Sakrament bezeichnet man im Christentum einen Ritus, der als sichtbares Zeichen beziehungsweise als sichtbare Handlung eine unsichtbare Wirklichkeit Gottes vergegenwärtigt und an ihr teilhaben lässt. Nach lutherischer Auffassung sind die Sakramente „Zeichen und Zeugnis“ des göttlichen Willens.